Mittwoch, 9. September 2015

Büchertagebuch

Manche Bücher bekomme ich ja schon vorab von den Verlagen als Leseexemplare zugeschickt. Oft kann ich es dann gar nicht erwarten, euch diese Entdeckungen dann im Büchertagebuch vorzustellen und freue mich wie Bolle, wenn der Stapel endlich in der Auslese angekommen ist. So ging es mir auch bei den ersten beiden Büchern von heute:

"Hausfrau" von Jill Alexander Essbaum kommt schon äußerlich sehr ansprechend daher. Innen ist es ein Wolf im Schafpelz: Ein brutales, schonungsloses Buch, das mich ziemlich umgehauen hat. Anna ist Amerikanerin und lebt mit Mann und zwei Söhnen ein wohlsituiertes und scheinbar gut geordnetes Leben in der Schweiz. In Wirklichkeit ist sie aber verzweifelt auf der Suche nach irgendeiner Art von Gefühl oder vielleicht auch Richtung und stürzt sich in Affären, um die Leere zu füllen. Das ist sehr lakonisch und distanziert beschrieben, was das Buch aber für mich zu einem stimmigen Gesamtkunstwerk macht und es wohltuend von den ganzen wischiwaschi "Gefühlsbüchern" abhebt. Hier wird Klartext geschrieben, und das ist wohl nichts für ganz zarte Gemüter. Mir hat es aber unglaublich gut gefallen und wieder mal denke ich, wie man Menschen doch nur bis vor die Stirn schaut und nie wissen kann, was sich dahinter so abspielt.



Eine weitere ungewöhnliche Beziehungsgeschichte habe ich in "Nachts schwimmen" von Sarah Armstrong gefunden. Eigentlich kann ich ja wenig anfangen mit Menschen, die sich nicht entscheiden können (vor allem in Gefühlsdingen) und dann mehrgleisig unterwegs sind. In diesem Roman hat sich aber mal wieder das Großartige gezeigt, was Bücher können: Die Dreiecksgeschichte zwischen einem Arzt und seinen beiden Frauen ist so einfühlsam und nachvollziehbar beschrieben, dass ich doch eine Ahnung bekomme, wie eine solche Situation entstehen kann, und vielleicht ein bisschen nachsichtiger urteile. Um keine schmerzhafte Entscheidung treffen zu müssen, wählt Quinn den vermeintlich einfacheren Weg der Vermeidung, was natürlich zu keinem fröhlichen Ende führt. Trotzdem gibt es hier nicht nur Verlierer, und die Geschichte der drei Beteiligten fand ich sehr schön und konsequent erzählt.




Und zum Schluss muss ich noch einmal giftig werden: "Für alle Tage, die noch kommen" von Teresa Driscoll fand ich wahrlich schrecklich. Die Geschichte kam mir vor wie ein Abklatsch aller erfolgreichen Frauen-Romantik-Romane der letzten Jahre: Jetzt schmeißen wir mal Nachrichten von einer weisen, aber toten Mutter an ihre Tochter, Ehepanik, Liebe im Alter und Ehebruch in einen Pott, ach ja, Essen und Familienrezepte gehen ja auch immer, und manschen daraus eine banale Geschichte mit völlig unglaubwürdigen Hauptpersonen zusammen. Die armen Bäume, die für diese Bücher sterben mussten...


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