Donnerstag, 9. Juni 2016


Die Empfehlungen aus der letzten Spätlese




Benjamin Cors: Küstenstrich, dtv premium
Bei der vorletzten Spätlese hatte ich ja schon von "Strandgut" geschwärmt, und hier kommt die Fortsetzung. Ebenso spannend und dieses Mal brandaktuell, eine ebenso poetische Sprache und wieder viele skurille Wendungen, sowie wieder ein absoluter Cliffhanger zum Schluss - bitte bitte Herr Cors, schreiben Sie schneller, bringen Sie bald den dritten Band raus!


Ernest van der Kwast: Die Eismacher, btb
Hier kommt wieder mal eine Empfehlung, die Tiefgang mit Lesevergnügen verbindet, ein wundervolles Sommerbuch! Die Familie Talamini lebt im Winter zu Hause in den Dolomiten, im Sommer ziehen sie aber alle nach Rotterdam und betreiben dort eine Eisdiele. Kein einfaches Leben, hinter den köstlichen Eiskreationen steckt ein richtiger Knochenjob mit langen Arbeitstagen und harter Arbeit. Giovanni ist zwar der ältere Sohn und sollte die Familientradition fortführen, aber er steigt aus und wird Literaturwissenschaftler - ein Unding in der Familie! Weil er die Lyrik mehr liebt als das Eis, entzweit er sich auch mit seinem Bruder Luca. Bis eines Tages... (hinter diesen Pünktchen steckt natürlich eine Frau). Was mir hier so gefallen hat, ist die liebevolle und lebensnahe Sicht auf die Familie: Es gibt kein großes Drama, aber viele kleine, es gibt keine Endgültigkeiten, man macht halt irgendwie miteinander weiter, mal mehr, mal weniger. Und dann natürlich die Beschreibung der Eissorten, mmmmhhhhhhh!  


Sandrone Dazieri: In der Finsternis, Piper Taschenbuch
Ich hatte mich ja schon festgelegt, dass "Neuntöter" der beste Krimi des Jahres ist. Und weil "In der Finsternis" schon 2015 erschienen ist und jetzt erst als Taschenbuch kommt, gilt das auch noch. Ich glaube, das war mein erster italienischer Krimiautor, und was für ein Debüt! Vielschichtig, superspannend und gut aufgelöst, aber das beste sind die beiden Hauptfiguren: Dante, der 11 Jahre lang entführt und eingesperrt war und nun ein Meister im Lesen von Körpersprache ist und die eigensinnige Polizistin Colomba. Beide ringen schwer mit sich und ihrer traumatischen Vergangenheit, aber sie sind echte Kämpfernaturen und darüber hinaus ein pefektes Duo. Wirklich ein Highlight unter den Krimis, und ich frage mal ganz vorsichtig: Wird es weitere Teile geben?


Antonia Hodgson: Das Teufelsloch, Knaur Taschenbuch
Historisches haben ich lange nicht mehr vorgeschlagen, aber dieses Buch ist eine Empfehlung wert! Die Handlung beruht auf historischen Tatsachen und das Bild von London 1727 ist nicht nur Kulisse für albernen Kram, sondern gut recherchiert und brilliant dargestellt. Man hört förmlich die Kutschen vorüberrumpeln... Und dann unser Tom: Tom Hawkins ist ein Pfarrerssohn, aber er liebt die Frauen, den Alkohol und das Glücksspiel und landet prompt im Schuldgefängnis. Um da wieder heil rauszukommen, erklärt er sich bereit einen Mord aufzuklären, was ihn aber noch tiefer in die Schwierigkeiten reitet. Mir hat neben der fesselnden Geschichte der Humor gefallen, und Tom wächst einem wirklich ans Herz, dieser Schwerenöter.


Manfred Zimmer: Herr Grün kocht
Jaha, endlich mal wieder eine Kochbuchempfehlung! Da war ja lange nix, aber ich fand die meisten Neuerscheinungen einfach zum Gähnen und der Funke ist nicht übergesprungen. So viele Kochbuch-Frösche musste ich küssen... Aber dann traf ich Herrn Grün, und oh lá lá, jetzt bin ich verliebt. Herr Grün kocht vorzüglich, ohne eine Riesenwelle drum zu machen, er benutzt Dinge, die in einer normalen Kücher auch vorkommen und Zubereitungszeiten, die einem Platz für ein Privatleben lassen. Und er hat Humor, selten habe ich so gelacht bei einem Kochbuch. Hach, der Herr Grün ist schon ein Traummann.

Und so ist mir auch erst auf Seite 68, als es schon um mich geschehen war, aufgefallen dass Herr Grün vegetarisch kocht. Tja, auch bei einer neuen Liebe muss man wahrscheinlich Abstriche machen. Die Gerichte sind aber trotzdem so toll, dass ich sie nicht mal zu Beilagen degradieren würde (sonst betrachte ich vegetarische Rezepte grundsätzlich als Anregung für Beilagen), sondern sie einfach so nachkoche. Und esse. Und hoffe, dass Herr Grün mal vorbeikommt.














P.S. Von Herrn Grün gibt es übrigens noch ein Buch, die Foodfantasien. Das ultimative Geschenk für jeden, der gerne kocht! Schaut mal, ist das nicht entzückend?

















Bildquelle: Fischer Verlag

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen