Montag, 21. März 2016

Büchertagebuch

Während ich gerade alle möglichen Bücher zum Bau von Hochbeeten gelesen habe, war dazwischen natürlich auch noch Zeit für ein paar Romane. 


Sehr schön und ganz besonders fand ich "Kirschblüten und rote Bohnen" von Durian Sukegawa (na klar, Dumont Verlag - hier gefallen mir fast alle Bücher). Die japanische Kultur interessiert mich sehr und in diesem kleinen Roman wird sie so gut spürbar. Der Erzählstil kam mir deutlich anders vor als in unserern westlich geprägten Romanen, es gibt weniger konkrete Handlung und die Geschichte hat eigentlich auch keinen klar definierten Anfang und kein Ende. Statt dessen widmet sie sich alltäglichen Dingen und kleinen Beobachtungen (und dem Essen!) in einer wunderschönen, poetischen Sprache. Achtsamkeit kann ich ja so gar nicht mehr hören, aber hier geht es um Aufmerksamkeit - das Buch ist wie eine kleine Meditation im Alltag und ein wunderbares Geschenk!



Owen Sheers "I saw a man" (Verlag DVA) fand ich komplett belanglos und oberflächlich. Dabei ist die Grundidee gut: Ein Schriftsteller zieht nach dem Tod seiner Frau nach London und befreundet sich eng mit der Nachbarsfamilie. Er geht im Haus ein und aus, so auch eines Tages als er vermeintlich allein drüben ist und ein Werkzeug sucht. Achtung Spoiler: Dabei erschreckt er die kleine Tochter der Familie, so dass sie rückwärts die Treppe runterfällt und stirbt. Er verschwindet und verschweigt seine Anwesenheit, so dass alle von einem Unfall ausgehen. Eigentlich hätte ihr Vater im Haus sein sollen, der hatte sich aber zu einem Treffen mit seiner Geliebten geschlichen, und wird nun dem Nachbarn gegenüber misstrauisch. Dann kommt noch ein amerikanischer Drohnenpilot ins Spiel, der den Tod der Frau des Autors verschuldet hat. 

Die Geschichte kam mir so vermurkst vor und hab mich die ganze Zeit gefragt, auf was der Autor hier eigentlich hinaus will. Ich fand es weder psychologisch interessant noch tiefgehend, sondern viel Blabla, die Figuren bleiben blass und kommen total gewollt daher, und nur wenige Szenen fand ich interessant geschildert. Was für einen geniales Buch hätte man aber aus dieser Geschichte machen können!



Nicht genial, aber doch ein solider und unterhaltsamer Krimi ist "Locked in" von Holly Seddon (Heyne Verlag). Im Stil von "Girl on the train" geht es um eine Journalistin, die dringend eine Geschichte braucht. Sie stößt auf ein Mädchen, das mit 15 überfallen wurde und nun seit zehn Jahren im Koma liegt, und möchte rausfinden was ihr damals passiert ist. Gleichzeitig versucht ein Arzt, per CT-Scans Hirnaktivitäten nachzuweisen und diese für die Beantwortung von Ja-Nein-Fragen zu nutzen. Damit könnte dann nämlich auch eine Komapatientin einen Täter überführen, wenn man ihr nur die richtigen Fragen stellen würde. Die Hauptfigur hat mir hier besonders gut gefallen, weil sie weder so eine Superfrau noch ein totaler Psycho ist.






"Eine fast perfekte Familie" von Meg Mitchell Moore (Verlag Bloomsbury Berlin) ist wie eine Fernsehserie rund um eine total sympathische Familie mit dem einen oder anderen Problem. Das Buch hat einen guten Stil, ich mochte die Spannungsbogen und alle Personen, aber es ist nun auch kein Buch, das mir ewig im Gedächtnis bleiben wird. Aber nette Unterhaltung für Zwischendurch ist es allemal und ich glaube, es würde auch Männern und Teenager-Töchtern gefallen. Wartet einfach auf's Taschenbuch!



Eher bleiben mir da schon "Die wahren Märchen meines Lebens" von Barbara Fiorio (Thiele Verlag) im Sinn, eine wunderbare Geschichte über eine gestresste Werbetexterin, die mit Kindern so gar nichts am Hut hat und doch plötzlich der kleinen Nachbarstochter Gute-Nacht-Geschichten erzählen muss. Also verrät sie ihr die wahren Märchen, in denen Prinzessinnen dumme Puten sind und Prinzen so richtige Deppen. Herrlich, und auch die Hintergründe - warum ist die Kleine Nachts allein, warum reagiert die Mutter so hysterisch, als sie von der Bekanntschaft erfährt - fand ich sehr gut aufgelöst. Und dann ist es noch eine wunder-wunderbare Liebesgeschichte! Das ist so ein Buch für die beste Freundin.



Für die (Schwieger-) Mutter ideal ist "Drei mal wir" von Laura Barnett (Kindler Verlag). Hier wird die Liebes- und Lebensgeschichte eines Paares in drei Varianten erzählt: Einmal heiraten die beiden als junge Studenten, einmal verlieren sie sich nach einer flüchtigen Begegnung gleich wieder aus den Augen und einmal haben sie nur eine kurze Beziehung, bevor sie wieder auseinander gehen. Wie sich ihre Leben mit- und ohneeinander entwickeln, wird parallel erzählt, nur die zeitliche Anordnung der einzelnen Szenen ist jeweils gleich. 

Das fand ich erzählerisch sehr interessant, und dank einer schönen Farbgebung lassen sich die drei Erzählstränge auch sehr gut auseinander halten. Jede Geschichte für sich ist berührend und sprachlich hat mir das Buch sehr gut gefallen. Viel Stoff zum Nachdenken und zum Diskutieren, auch wenn vielleicht das eine oder andere Klischee zu viel dabei war.




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