Mittwoch, 9. März 2016

Empfehlungen aus der Spätlese

Gestern war wieder Spätlese in der Auslese, und hier kommen noch mal meine Empfehlungen für alle, die nicht dabei sein konnten:




Juli Zeh: Unterleuten, Luchterhand Verlag

Dieses Buch ist mein neues "Altes Land"! Zur Erklärung: Schon damals während der Lektüre von "Altes Land" von Dörte Hansen bin ich schier ausgeflippt vor Begeisterung und das Buch ist bis heute mein Bestseller hier in der Auslese, das ich immer gerne empfehle. 

Jetzt kommt aber ernstzunehmende Konkurrenz: "Unterleuten" von Juli Zeh ist einfach großartig, ein unterhaltsames, schlaues, tiefgründiges und witziges Buch über ein Dorf in Brandenburg, in dem Alteingesessene und Zugezogene einigermaßen harmonisch zusammen leben, bis ein geplanter Windpark den Ort spaltet. Die fein gezeichneten Figuren und genau beobachteten Situationen haben mich so begeistert, dass ich schon im Urlaub beim Lesen quer durch den Wellness-Bereich gejauchzt habe vor Entzücken. Dieses Buch werde ich wieder wie verrückt empfehlen, so gut hat es mir gefallen. 

Manchmal möchte ich nach der Lektüre den Autor oder die Autorin am liebsten feste drücken, und so auch hier: Vielen vielen Dank liebe Juli Zeh für dieses tolle Buch!!


 
Ule Hansen: Neuntöter, Heyne Verlag

Letzten Samstag hat die Badische Zeitung dieses Buch so richtig runter gemacht. Tja, mir allerdings hat es supergut gefallen und ich habe es bereits im Februar zum besten Krimi des Jahres erklärt - so sind die Geschmäcker halt verschieden. 

Ich suche in einem Krimi aber auch nicht nach hohem literarischen Anspruch, sondern nach einer packenden Handlung, interessanten Figuren und einer nachvollziehbaren Auflösung, und all das habe ich hier gefunden. Dass Serienmörder laut BZ out sind und im Buch Dinge vorkommen, die es so im normalen Polizeialltag nicht geben würde, kann ich verkraften, und die Hauptfigur fand ich gerade wegen ihres starken Eigensinns so faszinierend. Emma Carow kämpft selbst mit Dämonen aus ihrer Vergangenheit, als sie als Fallanalytikerin in mysteriösen Serienmorden ermittelt: Leichen werden in Kokons aus Klebeband verpackt und in hohen Gebäuden aufgehängt wie seltsame Insekten. Bei der Obduktion werden dann in den Kokons quasi Grabbeigaben gefunden, die zeigen dass die Personen nicht zufälllig ausgewählt wurden - aber was haben sie gemeinsam? 

Ich hoffe jedenfalls, dass Neuntöter der Auftakt zu einer Serie ist, aus dieser Reihe würde ich gerne noch mehr lesen!





 
Eve Chase: Black Rabbit Hall, Blanvalet Verlag

Von diesem Buch war ich richtig fasziniert! Die Zutaten - verfallenes englisches Herrenhaus, dunkle Geheimnisse in glamurösen Familien, zwei Zeitebenen - hat man gefühlt schon tausendfach gelesen und Autorinnen wie Lucinda Riley und Kate Morton haben das Feld eigentlich schon komplett abgegrast. Eve Chase macht daraus aber tatsächlich eine ganz neue Geschichte, die ich unglaublich gerne gelesen habe. 

Zum einen, weil ich hier nicht von Anfang an sicher war, worauf das Ganze hinaus läuft, und zum anderen, weil mir ihr Schreibstil so gut gefallen hat. Das war so ein Buch, mit dem ich abends um acht Uhr ins Bett gegangen bin, weil ich unbedingt wissen wollte wie es mit der Familie Alton und Lorna weiter geht...

Bonuspunkte bekommt das Buch übrigens noch für seine wunderschöne Covergestaltung, die das Thema der zwei Zeitebenen aufgreift, das müsst ihr euch hier im Laden mal anschauen kommen.
 
 
Mark Billingham: Die Lügen der Anderen, Heyne Taschenbuch

Da ich dieses Buch letztes Jahr schon als gebundene Ausgabe besprochen habe, klaue ich einfach mal bei mir selbst:
Und wieder ein Krimi: "Die Lügen der Anderen" von Mark Billingham. Fand ich sehr gut! Drei englische Paare lernen sich im Urlaub in Florida kennen und treffen sich zurück in England reihum zum Abendessen. Dabei reden sie vor allem über ein Mädchen, das während ihres Aufenthalts verschwand und später tot aufgefunden wird. Eine junge und hochmotivierte Polizistin befragt die sechs als Zeugen und findet einige Ungereimtheiten - umso mehr, als in England ein ähnlicher Mord geschieht. 

Die Krimihandlung mit der "Wer war es"-Frage stand für mich gar nicht so im Vordergrund, viel interessanter fand ich die Schilderungen rund um die drei Paare und deren Lebensgewohnheiten und Absonderlichkeiten. Es wird nicht jeder Erzählstrang aufgelöst, aber auch das mag ich. Und die Erkenntnis, dass sich Paare mit anderen Paaren treffen, nur um davor und danach über einander herziehen zu können... tststs.







 
Susanne Mischke: Die Eisheilige, Berliner Taschenbuch Verlag

Was hab ich mich gefreut, als dieses Buch wieder neu aufgelegt worden ist! Das ist eins meiner ganz alten Lieblingsbücher, das leider lange vergriffen war. Die Geschichte um Sophie ist wirklich fies: Sie scheint ein ganz stilles Wasser zu sein, kann als gelernte Tierpräparatorin aber fantastisch nähen. Ihre Kleider bringen in jeder Frau das Schönste zur Geltung, und als dann noch bekannt wird, dass sie unliebsamen Zeitgenossen erfolgreich den Tod wünschen kann, kennen die Damen der Nachbarschaft kein Halten mehr. Auch Sophies Ehemann überspannt den Bogen und verschwindet unter eher ungeklärten Umständen. Als die Polizei sie später fragt, warum sie ihn denn nicht als vermisst gemeldet hat, sagt Sophie: Weil ich ihn nicht vermisst habe.

Susanne Mischke muss ich mir immer am Schreibtisch vorstellen, wie sie beim Schreiben hämisch in sich reinkichert, wenn ihr was besonders Perfides eingefallen ist. Und mir gefällt auch, dass sie nicht alles erklärt und manche Dinge einfach in der Schwebe lässt, man muss ja nicht immer mit dem Holzhammer draufhauen, bis jedes Fitzelchen gesagt ist. Diese Geschichte ist jedenfalls grandios überzeichnet und ein richtiger Lesespaß.



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