Freitag, 28. August 2015


Büchertagebuch - Urlaubslektüre und Vierter Teil der Millenium-Trilogie

Ich war ja mit einem ganzen Stapel Bücher im Urlaub und habe meinen "ein-Buch-pro-Tag-Schnitt" auch gut durchgehalten. Ein Buch habe ich in letzter Minute noch ausgewechselt: "Auerhaus" musste zu Hause bleiben, dafür war "Totenhaus" von Bernhard Aichner dabei, das kurz vor dem Urlaub noch angekommen ist (haha, immerhin blieb's beim Haus).

Und wie fand ich's?  Mein Fazit ist wirklich gemischt:



"Die Geheimnisse der Welt" von Lisa O'Donnell war wie erwartet großartig! Man muss den Stil und die konsequente Erzählweise aus der Sicht eines 11-Jährigen mögen, aber ich war wirklich von bewegt von der Geschichte über eine schlimme Sache, die der Mutter von Michael passiert, und den Umgang der Familie damit. Das Geheimnis bleibt natürlich nicht unentdeckt unter den Nachbarn und entwickelt in der engen Inselgemeinschaft schnell eine Eigendynamik. Eine kluge Betrachtung über die Eigendynamik der üblen Nachrede und was das Gerede so anrichten kann...

"Makarionissi" von Vea Kaiser war ein Urlaubsbuch im besten Sinne: Eine griechische Familiengeschichte über fünf Generationen, die zum Teil in Deutschland und den USA spielt. Nicht besonders tiefschürfend, aber so richtig unterhaltend, mit sympathischen Figuren, großem Wohlfühl-Faktor und viel Situationskomik und Wortwitz, das hat wirklich großen Spaß gemacht zu lesen. Vea Kaiser ist wirklich ein Ausnahmetalent, in so jungem Alter schon so fein komponierte Geschichten schreiben zu können. Das hat mir mindestens so gut gefallen wie Blasmusikpop und ich werde es sehr gerne empfehlen.

"Kidnapped" von Chelsea Kain ist ein Buch wie ein Actionfilm mit Sylvester Stallone oder so - man muss sich einfach drauf einlassen. Die Geschichte ist jetzt nicht in allen Teilen logisch und durchdacht und anspruchsvoll ist das Ganze schon gar nicht, aber gute Unterhaltung fand ich es schon. Vor allem mal eine Hauptperson, die sich aus ihrer Opferrolle befreit - auch wenn es mit ihren Selbstverteidigungskünsten nicht so weit her ist und sie jedes Mal was auf die Nase kriegt.  

"Tu es. Tu es nicht." von S.J. Watson fand ich dagegen wirklich enttäuschend. Es geht um eine Frau, deren Schwester ermordet wird und die auf einem Online-Dating-Portal den Mörder aufspüren will. Und (jetzt kommt der Spoiler) so einfach ist es dann auch tatsächlich. Sie fängt eine Affäre an, ist aber immer so "Huch, das wollte ich ja gar nicht, das ist jetzt aber blöd" und stellt sich dermaßen naiv und dämlich an, dass es ihr grad recht geschieht, am Ende in so eine Falle zu laufen. Alles zwischendrin fand ich langatmig und vorhersehbar und der Schreibstil hat mich auch genervt. So.

"Um Leben und Tod" von Michael Robotham ist eine eigenständige Geschichte ohne Vincent Ruiz und Joe O'Loughlin: Ein Raubmörder bricht in Texas nach 10 Jahren nur ein paar Stunden vor seiner Entlassung aus dem Gefängnis aus. Fand ich durchaus spannend erzählt und ich mag den Schreibstil. Es gibt ordentlich Action und liest sich stellenweise wie ein Drehbuch, aber ich fand es einen kleinen Hauch zu eindimensional. Und ganz ehrlich, ich weiß immer noch nicht, warum genau er jetzt einen Tag vorher ausgebrechen musste... Lasst es mich wissen, wenn ihr eine Idee dazu habt.

"Unbescholten" von Alexander Söderberg ist dagegen eine super Neuentdeckung! Toll geschrieben und eine vielschichtige Story über eine Krankenschwestern, die in den Kreis eines Verbrecherbosses gerät. Besonders gefreut habe ich mich, dass der Autor daraus keine platte Liebesgeschichte macht, sondern alles offen hält und auch nicht mit dem Holzhammer unterwegs ist, sondern manches nur andeutet. So spannend, wie sich lauter kleine Ereignisse potenzieren können und sie entscheiden muss, ob sie auf der Seite des Gesetzes ist oder auf der Seite ihres Freundes - und dass das nicht das Gleiche ist wie die Entscheidung zwischen der guten und der bösen Seite. Ich freue mich schon auf die anderen beiden Bände!

"Die Schatten von Race Point" von Patry Francis war mein absolutes Lieblingsbuch im Urlaub! Was für eine tolle Geschichte: Es geht um drei Jugendliche in Cape Cod, die schon seit ihrer Kindheit befreundet sind. In der Nacht des Schulabschlusses passiert ein Unfall, der jeden der drei einen ganz anderen als den geplanten Weg einschlagen lässt und sie auseinander treibt. Als einer der drei später als Erwachsener für ein Verbrechen angeklagt wird, kreuzen sich ihre Wege wieder. Es ist eine Entwicklungsgeschichte, eine Liebesgeschichte, ein raffinierter Krimi - von allem etwas, und so zwingend und gleichzeitig mühelos erzählt dass ich gar nicht aufhören konnte zu lesen. Das ist so ein Buch, nach dem ich erst mal eine Lesepause gebraucht habe, um die Eindrücke zu verarbeiten und den Nachhall verklingen zu lassen, wirklich ganz ganz toll. Das hat das Zeug zum modernen Klassiker und wäre eine grandiose Schullektüre!

"Der Susan Effekt" von Peter Hoeg - hier fällt es mir irgendwie schwer, was zu sagen. Nicht, weil es mir nicht gefallen hätte, aber das Buch entzieht sich jeder Einordnung. Brillant geschrieben, aber mir kommt es vor, als hätte der Autor hier sämtliche Notizen und Ideen der letzten zwanzig Jahre auf einmal umgesetzt und eine Patchwork-Handlung aus Einfällen geschaffen, die er immer schon mal verwenden wollte. Ich glaube, die Geschichte um die Experimentalphysikerin Susan und ihre besondere Familie muss jeder für sich entdecken, und das lohnt sich auch. Andere Bücher lohnen sich vielleicht nur noch ein kleines bisschen mehr.

"Totenhaus" von Bernhard Aichner: Ich bin ja nach "Totenfrau" ein großer Fan von Blum. Aber bei der Fortsetzung hatte ich nun doch einige Fragezeichen in den Augen und bin nicht ganz so begeistert. Den Stil finde ich immer noch einzigartig, aber die Story war mir ehrlich gesagt ein bisschen zu dünn. Zu viel Hin und Her, zu viele Verzögerungen und zu viel Geflenne von Blum um die Trennung von ihren Kindern. Das hätte ich nicht von ihr gedacht, da schwächelt sie echt ein bisschen. Jetzt bin ich gespannt, wie es im dritten und letzten Teil weiter geht...

Apropos Fortsetzungen - inzwischen ist ja mit "Verschwörung" die Fortschreibung von Stieg Larssons Millenium-Trilogie erschienen. Muss ich dazu was sagen? Hier muss sich jeder natürlich seine Meinung bilden, hier kommt meine: Warum muss etwas, dass in sich einfach perfekt war, fortgesetzt werden? Ist das jemals gut gegangen? Die Sprache fand ich hölzern, die Figuren klischeehaft und ich wusste auf Seite 15, wie das Ganze ausgeht. Der Autor, den die Erben von Larsson mit der Lizenz zum Weiterverwerten ausgestattet haben, hat vorher eine Biografie über Zlatan Ibrahimovic verfasst.
NEINNEINNEIN!!! Die drei Millenium-Bücher gehören für mich zu den allerbesten Krimis aller Zeiten, und damit lasse ich es auch gut sein.







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